top of page

Mein Mentor – Vamik Volkan

Im März 2023 war ich mit meinem Sohn in den USA – meine beste amerikanische Freundin und Familie, seine Patenfamilie besuchen. Ich traf meinen Mentor und Wegbegleiter Vamik Volkan und seine wunderbare Frau Betty wieder. Neben vielen privaten Highlights gab es einen, der privat und beruflich war.


gemeinsames Portrait von Vamik Volkan und Dr. Kerstin Stellermann-Strehlow


Ich lernte Vamik 1998 als junge Studentin in Köln kennen. Ich arbeitet als studentische Hilfskraft für den Arbeitskreis PAKH e.V. (psychoanalytische Arbeitskreis für intergenerationelle Folgen des Holocaust), durfte an Intervisionen teilnehmen, Vamik am gemeinsam organisierten Kongress begleiten und ich saugte sein Wissen auf. Da war ein Psychoanalytiker, der den Praxisraum größer lebte. Über die Auswirkungen von individuellen Erfahrungen auf politische Entscheidungen nachdachte, mit Politiker:Innen arbeitete, der andere Berufsgruppen in sein Denken, seine Arbeit integrierte – ein Friedensaktivist… ja, ein Vorbild. Was ich an Vamik so schätze, er mag den Austausch, er mag die Diskussion, er kann klein und groß denken, er liebt das Leben und genießt es in allen Zügen und er lässt Menschen um sich rum wachsen. Ihr merkt, ich bin Fan…. Unsere Wege trafen sich immer wieder, ich besuchte ihn als junge Studentin in seinem transdiziplinären Projekt „Study of human mind and interaction“ in Charlottesville und er besuchte mich in meinem Projekt „Children in Crisis“ in Kapstadt – und neben wunderbaren supervisorischen Austausch zur transgenerationellen Weitergabe von traumatischen Erfahrungen in Südafrika; Besuche in den Schulen an denen ich therapeutisch zum arbeitete, reflektierten wir über meine Rolle als weiße Migrantin in Kapstadt - aber ein absolutes Highlight war ein Gespräch von Vamik, Mbuyi und mir. Mbuyi ist traditionelle Heilerin, Teil der Xhosa Kultur, meine Lehrmeisterin in eine mir damals so fremde Welt, die Großmutter des Babys aus meiner zweijährigen Babyoberservierung im Rahmen meiner Ausbildung – und so saßen wir einen Nachmittag über Stunden auf dem Fußboden in Mbuyis Hütte in Langa und sprachen über Wahrnehmung, über die Bedeutung von Träumen, Verständnis von Symptomen – ich die junge Kinder- und Jugendpsychiaterin mit zwei Menschen, die mit Blick auf Alter locker meine Eltern, mit Blick auf Weisheit mindestens meine Großeltern waren und die mit liebevollem, kritischen Blick natürlich auch ungeniert über mich sprachen… Vamik kam in den folgenden Jahren einige Male nach Hamburg, sprach am UKE, leitete Workshops im Rahmen unserer Friedenssummerschool an der Uni Hamburg und immer fanden Betty und er Zeit für Kaffee und Wein mit mir und nun also ein Wiedersehen in Charlottesville. Vamik, inzwischen 91 Jahre alt und bei gefühlt 35 Grad sprachen wir über Analyse und EMDR, über Artikel, die wir noch schreiben wollen, über Sommer in Zypern, über den Kreislauf der Gewalt, über die Identität von großen Gruppen, über die Entwicklungen in der BRD und die Corona Identität – gefüllt mit Inspiration und gefühlter Wertschätzung und mal wieder mit einer Tasche voller Vamik Bücher verabschiedete ich mich von den beiden. Was für ein Geschenk, diese Menschen in meinem Leben zu haben.


Portrait von Vamik Volkan und seiner Frau gemeinsam mit Dr. Kerstin Stellermann-Strehlow

Zum 91. Geburtstag wurde ein Buch von Kolleg:innen der IDI Familie (International Dialogue initiative) veröffentlicht – neben „Versagen der Diplomatie“ ein weiteres großartiges Buch, um in das Thema: „Groß Gruppen Identität und kollektives Trauma“ einzusteigen – ein so wichtiges Thema für Therapeut:innen.



Buch-Cover "We don't speak of fear"


bottom of page